Montag, 13. November 2017

Presseclub 12.11.2017 - Raus aus der Kohle, weg vom Diesel – muss Deutschland mehr fürs Klima tun?

So. 12.11.2017, 12.03 - 13.00 Uhr

Raus aus der Kohle, weg vom Diesel –
muss Deutschland mehr fürs Klima tun?


Zu Gast:

  • Klaus Stratmann, Handelsblatt
  • Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
  • Ursula Weidenfeld, Publizistin
  • Michael Bauchmüller, Süddeutsche Zeitung

  • Moderation:
    Jörg Schönenborn
    Mitglied der Atlantikbrücke
    Bilder: Screenshots

    Es ist die größte zwischenstaatliche Konferenz auf deutschem Boden seit Jahrzehnten: In Bonn beraten mehr als 20.000 Teilnehmer zwei Wochen lang über die Rettung des Weltklimas. Nach dem Durchbruch mit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens vor zwei Jahren geht es jetzt um konkrete Regeln und Maßnahmen, mit denen die Erdaufheizung möglichst gering gehalten werden soll.

    Doch die Aufgabe ist gewaltig: Die USA wollen ab 2020 aus dem Pariser Vertrag aussteigen. Ohne den größten Klimasünder dürfte es für die Weltgemeinschaft noch schwieriger werden, ihre ambitionierten Ziele einzuhalten. Besonders, da die einzelnen Staaten ihre Klimaschutz-Anstrengungen eigentlich im Laufe der Jahre immer weiter verstärken müssten.

    Auch Deutschland steht vor schwierigen Entscheidungen

    Momentan sieht es so aus, als würde die Bundesregierung ihre Klimaschutz-Versprechen für 2020 krachend verfehlen. Bei den Sondierungsgesprächen über eine mögliche Jamaika-Koalition ist die Umweltpolitik daher einer der großen Streitpunkte: Deutschland solle möglichst schnell aus der Braunkohle-Förderung aussteigen und den Verbrennungsmotor möglichst ab 2030 komplett verbieten. Das fordern die Grünen. FDP und CDU halten solche Pläne für unrealistisch und wirtschaftsschädlich. Am Ende müsse Deutschland für den Klimaschutz teuer bezahlen – mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und Wettbewerbsfähigkeit.

    Frankreichs Präsident Macron hat unterdessen den für 2025 geplanten Atomausstieg gestreckt. Die Franzosen wollen die Atomkraft länger nutzen als geplant – ihre Klimaversprechen könnten sie so leichter erreichen.

    Soll Deutschland seine Klimaziele wirklich einhalten? Wie schnell wäre ein Ausstieg aus Kohle und Verbrennungsmotor möglich? Und wie teuer wird der Klimaschutz für die Bürger?

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    Kommentare

    Klaus Keller
    "Und wie teuer wird der Klimaschutz für die Bürger?" //// Gut formulierte Frage; für die Bürger wird es teuer, für die Unternehmen ist es ein Geschäft. Merkels "marktkonforme Demokratie" wird eingerahmt mit den für den Bürger teuersten Parteien: der FDP und den Grünen. Ich bin gespannt, wie weit man die Umverteilung von unten nach oben noch treiben kann. Aber auch die SPD hätte Schröders Politik so gut wie unverändert weitergeführt. Wie geht die Denkrichtung? Der kleine Diesel darf nicht mehr in die Stadt, der 2,5 Tonner SUV darf rein, der nebenbei schmutziger ist als ein 40 Tonner LKW. Dann die Gebäudedämmung. Für das Klima bringt es wenig bis nichts, die Heuschrecken als Vermieter schrauben die Rendite hoch und der Mieter wird abgezockt oder vergrämt. Trotzdem haben die etablierten Parteien noch die Mehrheit (von den abgegebenen Stimmen)

    Prof. Dr. Eckhard Rückl
    Zu meinen, man könne das Klima in Summe und überhaupt schützen, ist eine Hybris. Denn jene Effekte, die nicht durch das anthropogene C02 seit Jahrmillionen die Rolle spielen, können wir ohnehin nicht beeinflussen - wie unsere Sonne sowie die Schwankungen der Erdachse und der Erdumlaufbahn. In wie weit Deutschland mit seinen 2,9% von den globalen antropogenen 5% C02 maßgebenden Einfluß haben, sei mal dahingestellt. Gut, man kann profilaktisch handeln und bei uns bis 2030 den Ausstoß wie vorgesehen von 90 Millionen C02 vermeiden. Nur, was bringt das angesichts der Tatsache, daß allein in Afrika bis 2030 gegenüber 2009 die Bevölkerung um rund 270 Millionen zunehmen wird? Billigt man denen nur ein Viertel der C02-Produktion eines Europäers mit 4 Tonnen pro Jahr (1 Tonne davon durch das Ausatmen) zu, so werden ab 2030 dann 1.080 Millionen Tonnen C02 zusätzlich pro Jahr die Luft anreichern. Eine knallhart radikale Geburtenkontrolle und eine enorme Kosummäßigung aller sind daher zwingend!

    Ulrich Paetzold
    Ich teile die Meinung von Frau Dr. Weidenfeld zur Effektivität der Umweltlobby. Immerhin schafft es diese Lobby, naturwissenschaftliche Fakten in den Hintergrund und Überzeugungen in den Vordergrund zu drängen . Dieselmotoren erzeugen nun einmal deutlich weniger CO2 als Benzinmotoren und bei beiden sind weitere Fortschritte in vorbereitung. Deutlich größer und preiswerter als im Motorenbereich sind übrigens CO2-Einsparungen bei Gebäuden, sowohl bestehenden als auch neuen. Die gesamte Ökobilanz der so hochgelobten Elektroautos ist derzeit wenig erfreulich und eine adäquate Ladeinfrastruktur gibt es zZ auch nicht. Die Überlegungen sollten sich also nicht auf einen Lösungsweg versteifen, sondern den Forschern freien Raum lassen, effektive und bezahlbare Lösungen zu entwickeln. Auch in diesem Bereich ist die deutsche Automobilwirtschaft übrigens Spitze. Dagegen hat Tesla bislang mit seinen teuren Fahrzeugen nur Verluste produziert, die erst durch Emissionshandel zu Gewinnen werden.

    Homer
    Nein Frau Wagenfels, ich will kein Wachstum mehr, es ist genau das Problem, es ist die Gretchenfrage wirklich, schön dass sie das gesagt haben, alles eine Mogelpackung, was gemacht wird.

    Urs Dellson
    Der IPCC wurde nur gegründet um die Klima Politik der deutschen Regierung zu legitimieren.Wir haben einen medialen Meinungskrieg einer Minderheit gegen die Mehrheit. - Gibt es in der Astrophysik nichts mehr zu tun - das Sie sich jetzt mit dem "Klimairrsinn" unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten befassen müssen oder ist Ihnen die "Kohle" ausgegangen. Keine australische Regierung, kein australisches Parlament würde sich anmaßen, den Retter des Weltklimas zu spielen und dafür den Bürgern Billionensummen für eine idiotische Energiewende abzupressen. Ursprünglich folgte Australien tatsächlich dem deutschen Vorbild, erkannte dies allerdings als technische Unmöglichkeit und kehrte zurück zu Kohle und Atom. Der nächste Pluspunkt: Das Land ist offensichtlich in der Lage, Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Während Deutschland seine Nachbarländer dafür bezahlt, unseren Strom in deren Stromnetzen verklappen zu dürfen, wenn mal wieder besonders heftig der Wind bläst und die Sonne scheint.

    Elisabeth Maria Wiener
    Warum spricht man nie über die ebenso großen und völlig unnötigen Dreckschleudern? Flugzeug- und LKW-Ferntransporte. Die EU und deren Freihandels-Agenda macht es möglich, dass wir Lebensmittel und andere Produkte, die wir regional genauso gut erzeugen können, quer durch die Welt karren - aus Gründen, die sich mir bis heute nicht erschließen. Davon hört man aber gar nichts - auch die Grünen, unsere "Klimapolizisten" machten dies nicht komischer Weise noch nie zum Thema. Solange unnötige Ferntransporte nicht stark reduziert werden, sind für mich Klimaschutz-Ziele ein völlig unglaubwürdiges Politikum - mehr nicht!

    Steffen Beier
    +++ Bei den Worten der Frau Weidenfeld konnte man nur mit dem Kopf schütteln, als sie meinte man hat die DDR Industrie still gelegt zum Nutzen des Klimas, also hat man Millionen Arbeitsplätze im Osten für das Klima geopfert ??? +++

    Stefan Brinkmann
    Das ganze ist doch wohl ein Witz! In Amerika leben 100.000e Familien in ein einschaligen Holzhäusern mit zugigen Schiebefenstern. Diese Bretterbuden werden bei tiefstem Frost auf 25° hochgegeizt und im Hochsommer auf 15° runtergekühlt, da fliegt die Energie nur so raus. Und um das zu kompensieren, sollen wir Deutschen in Zukunft nur noch in kubischen Bunkern mit 2m-Mauern und kleinen Schießschartenfenstern leben, Fahrrad fahren und Salat essen. Super! Am Ende ist das Klima so oder so kaputt, nur wir sind halt wieder Entwicklungsland, während die anderen aus dem Vollen schöpfen können bei den Kosten des Klimawandels in ihren Ländern.

    Eberhard Jonigkeit
    Guten Tag, mich würde interessieren über welche Größenordnungen wir reden. Ich meinte gehört zu haben, dass der menschengemachte Ausstoß des CO2 20% beträgt, der Rest ist natürlichen Ursprunges. Und von diesen 20% trägt Deutschland wiederum 2% bei. Reden wir "um des Kaisers Bart". Oder wird an den CO2-Zertifikaten prächtig verdient?

    Manfred Obst
    Es muss das viel zu hoch angelegte, selbst auferlegte Klimaziel 2020 mit allen Mittel erreicht werden - koste es was es wolle. Niemand zwingt Deutschland dazu, die verblendete Merkel-Regierung will wieder - wie beim Atomausstieg, wie die der Flüchtlingskrise, der Welt weismachen, dass nur Deutschland die Welt retten kann. Und: alle sollen folgen. Statt dessen werden munter weitere AKWs gebaut, nur Deutschland nahm massenhaft Immigranten auf, und alle anderen lehnen sich abwartend zurück - nach dem Motto: Hannemann, geh du voran.

    Dietrich Elsner, Mainz
    Liebes Redaktionsteam, das Thema ist richtig und wichtig. Leider wurden mit den beiden starken Quellen Kohle- und Diesel nur die Kraftwerke und die Autos genannt. Leider wird hier wieder der Luftverkehr vergessen, der wohl den größten Zuwachs Klima wirksamer Abgase hat, weil in 10 Kilometern Höhe die Klima-Wirkung 2 bis 3 mal so stark ist, wie die Verbrennung von Kohlenstoff am Boden. Es ist unsinnig, wenn z.B. Berlin 24 mal und New York 6 mal am Tag angeflogen wird. Kurzstrecken gehören auf die Schiene und Fernflüge müssen die Kosten tragen, die sie verursachen.

    peter hansen
    Frage mich ,was die anderen Länder tun ! Fast garnichts ! Deutschland immer wieder Deutschland ,ein kleines Land auf der Weltkarte ,möchte die Welt retten ! Unsere Landschaften sind schon mit Windräder zugepflastert ,der von Merkel angetriebene Atomausstieg ,angetrieben von den Grünen ,war ein großer Fehler ,der uns Stromerbraucher viel Geld kostet ! Deutschland muss andere eigene Probleme lösen ,NR 1 ist die Flüchtlingsewältigung ,und ihre Probleme ! Die andere Frage Klima muss Weltweit gelöst werden ,von Allen !

    1 Kommentar :

    1. Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber die Kommentare hier gelesen.

      Manchmal verstehe ich wirklich einige Zeitgenossen nicht mehr.

      Ich frage mich ernsthaft, was schädlicher ist, Windräder am passenden Ort, oder riesige Tagebaue mit allen Nachteilen vor der Eröffnung und danach bei der Renaturalisierung.
      Ich komme ja aus Leipzig und kenne die Probleme aus DDR Zeiten, aber auch jetzt mit dem Tagebau, der noch betrieben wird.
      Abgesehen, dass heute nur noch ein Bruchteil an Arbeitsplätzen benötigt wird, eigentlich zu vernachlässigen, wenn sie wegfallen sollten, im Vergleich zur Deindustrialisierung nach der Wende in den neuen Bundesländern, gibt es erhebliche Probleme als Folge der Renaturalisierung.
      Es ist eben nicht nur das neu entstehende Neuseenland, mit seiner touristischen Anziehungskraft und attraktiven neuen Immobilien, sondern die Folge des ansteigenden Grundwasserpegels für Altanwohner in ihren Häusern. Es entstehen für sie Kosten, die viele überhaupt nicht mehr stemmen können.
      Ich verstehe absolut nicht, wie man immer noch auf Kohlekraft und sogar Kernkraft bauen will und dabei den Kostenfaktor immer wieder bemüht.
      Ich möchte auf mein Posting – Resignation - und da bei https://robert-diegrossenreligionen.blogspot.de/

      auf meinen Kommentar als Antwort an Herrn Neumann hinweisen.
      Passen dazu auch ein Interview mit Frau Prof. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung , die ja auch in dieser Sendung war.
      Das Interview ist heute unter http://www.n-tv.de/politik/Der-Industriestandort-ist-nicht-gefaehrdet-article20128476.html

      erschienen.
      Ich bleibe dabei, der technische Fortschritt und dazu gehört die EE ist nicht mehr aufzuhalten, egal wo auf der Welt. Will Deutschland sich wieder von den VSA, trotz Trump, oder China abhängen lassen. Wir sind immer noch führend, wenn man die technisch vorhandenen Technologien betrachtet und diese sofort machbar anwenden dürfte.

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