Montag, 30. Mai 2016

campact - Das Leid soll endlich ein Ende haben


Liebe Leser,

frisch geschlüpft in den Schredder – der Tod von Millionen männlicher „Eintagsküken“ in der industriellen Massentierhaltung bewegt Deutschland zurzeit. Doch das Aussortieren von Lebewesen in die Kategorie „nutzlos“ ist nur ein Symptom, wie unsere Partnerorganisation foodwatch zu berichten weiß.

Matthias Wolfschmidt von foodwatch ist Tierarzt und hat schon einige Ställe im Lande gesehen. Bitte lesen Sie, was er Ihnen schreibt – und machen Sie mit bei der foodwatch-Aktion!
Herzlich
Felix Kolb, Campact-Vorstand

Hallo und guten Tag,
das Wort „Skandal“ sollte behutsam gebraucht werden. Aber bei diesem Thema ist es aus unserer Sicht ohne jeden Zweifel angebracht: Wie die meisten Nutztiere behandelt werden, ist nichts anderes als ein Skandal. 

Als Tierarzt bin ich schon in vielen Ställen gewesen. Oft sind die Zustände verheerend, auch wenn es Ausnahmen gibt: Denn ja, es gibt Landwirte, die es schaffen, dass es ihren Tieren rundum gut geht. Sie sind ein echter Glücksfall für die Tiere. Aber es sind eben Ausnahmen. In vielen Betrieben zahlen die Tiere für den Druck, kostengünstig zu produzieren, mit Schmerzen, Krankheiten und Verhaltensstörungen.

Denn Handelsketten und Verarbeiter interessiert nur die größtmögliche Menge an „Rohstoffen“ – je mehr und je billiger, desto besser. Siehe Milch- und Fleischpreise. Mit einem respektvollen Umgang mit fühlenden Wesen hat das nichts zu tun. Aber es geht nicht (nur) um meine persönlichen Eindrücke: Wissenschaftliche Studien zeigen objektiv, wie die Zustände in der Nutztierhaltung sind - mit Krankheitsraten von 40, 50, 60 und noch mehr Prozent in den Herden.

Doch den Gesetzgeber interessiert die Gesundheit der Tiere bislang nicht – jedenfalls, solange es nicht zu Tierseuchen oder Gefahren für den Menschen kommt. Die EU meint offenbar, dass kranke Tiere und gesunde Lebensmittel ohne weiteres zusammenpassen. Denn ob und wie gesund ein Tier ist, spielt bei den Vorgaben für die Tierhalter überhaupt keine Rolle. Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Der Gesundheitszustand der Tiere muss noch nicht einmal systematisch erfasst werden. Wir finden, das muss sich endlich ändern!

Eine Wende in der Tierhaltung muss hier ansetzen: Wenn wir Tiere halten, müssen wir ihnen Haltungsbedingungen bieten, die ihnen erlauben, arteigene Verhaltensweisen auszuüben und zugleich dafür sorgen, dass die Tiere gesund sind! Helfen Sie mit und schreiben Sie an Bundesagrarminister Christian Schmidt. Wir brauchen gesetzliche Vorgaben für die Tierhalter, damit Tiere artgemäß und gesund gehalten werden! 

Klicken Sie hier und unterstützen Sie die foodwatch-Aktion „Tierhaltungswende jetzt!“

Ob im Super- oder auf dem Wochenmarkt: Wir haben die Wahl zwischen Eiern aus Boden-, Freiland- oder Biohaltung. Die Kennzeichnung der Haltungsform beschreibt aber allenfalls, wie sehr die Hühner ihr arteigenes Verhalten ausleben können. Wir Verbraucher haben trotzdem keine Möglichkeit, zu erkennen, ob es den Legehennen wirklich gut geht, ob sie gesund und ohne vermeidbares Leiden leben. 

Denn die beschriebenen Krankheitsfälle und Verhaltensstörungen gibt es in allen Haltungsformen. Und in allen Haltungsformen gilt: Männliche Küken werden kurz nach dem Schlüpfen bei lebendigem Leibe geschreddert oder vergast, Jahr für Jahr 40 Millionen allein in Deutschland – nur weil die Hähne der Lege-Rassen kaum Fleisch ansetzen und für die Züchter von Legehennenrassen damit „wertlos“ sind. Selbst der Griff zum Bio-Ei garantiert uns also nicht, dass kein Tier für dessen Herstellung gelitten hat.

Alles, was ich über die Zustände in der Haltung von Schweinen, Kühen, Puten und anderen Tieren weiß, ist leider keinen Deut erfreulicher. Was wir brauchen, ist eine echte Tierhaltungswende: 100 Prozent Tiergerechtheit in der Nutztierhaltung!
Wir fordern: Nur noch solche tierischen Lebensmittel dürfen in den Handel kommen, die nachweislich tiergerecht erzeugt wurden – zu Preisen, mit denen die Landwirte für ordentliche, tiergerechte Arbeit auch ordentlich entlohnt werden! Unterstützen Sie diese Forderung mit unserer E-Mail-Aktion an Bundesagrarminister Christian Schmidt: 

Klicken Sie hier und unterstützen Sie die foodwatch-Aktion „Tierhaltungswende jetzt!“

Und so kann die Wende in der Tierhaltung gelingen:
Erstens muss diejenige Haltungsform zum verbindlichen Standard für alle Nutztiere werden, die ihnen in Bezug auf Stallgestaltung, Gruppengrößen und Beschäftigungsmöglichkeiten am meisten arteigene Verhaltensweisen ermöglicht – eine Art Bio plus.

Es reicht jedoch nicht aus, nur über die Haltungsform zu sprechen: Die Tiere müssen gesund sein, und das ist eben auch im schönsten Stall noch lange nicht garantiert. Tiergesundheit hängt maßgeblich auch von der Qualifikation und vom Management des Tierhalters ab. Klar ist: Eine Welt ohne Krankheiten gibt es nicht. Massenhafte Verhaltensstörungen und Krankheitsfälle sind aber vermeidbar – und deshalb inakzeptabel!

Unsere zweite Forderung daher: Der Gesundheitszustand von Nutztieren muss endlich systematisch erfasst werden. Was die besten Tierhalter schaffen, können alle erreichen. Die EU muss endlich erstmals verbindliche und überprüfbare Vorgaben für die Tiergesundheit vorschreiben. Und deren systematische Erfassung dann auch durchsetzen: in jeder Herde, in jedem Betrieb. Ein Betrieb, der diese Anforderungen dauerhaft nicht einhält, darf auch keine Tiere mehr halten. Am Geld kann es übrigens nicht liegen. Jedes Jahr schüttet die EU über 50 Milliarden Euro an Steuergeldern an die Ernährungswirtschaft aus – weit über 750 Milliarden Euro allein im neuen Jahrtausend.

Wenden auch Sie sich an Agrarminister Christian Schmidt und fordern Sie die Tierhaltungswende jetzt!

Klicken Sie hier und unterstützen Sie die foodwatch-Aktion

Und wie immer: Bitte sagen Sie es weiter!
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Ihr Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer, und das foodwatch-Team
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