Montag, 11. Mai 2015

Günther Jauch - 10. Mai 2015 - Die Wut der Bauern - sind unsere Lebensmittel zu billig?

die Gäste

Foto: ARD
  • Renate Künast Bündnis 90/Die Grünen Ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin, Mitglied des Bundestags
  • Willi Schillings Landwirt, promovierter Agrarwissenschaftler
  • Jürgen Abraham Gründer von „Abraham Schinken“
  • Tanja Busse Journalistin
  • Thomas Roeb Professor für Marketing und Logistik, ehemaliger Aldi-Bereichsleiter

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Das Thema:
Die Wut der Bauern – sind unsere Lebensmittel zu billig?

Dazu schreibt die Redaktion:
„Heute habe ich dermaßen die Schnauze voll.“ Als „Bauer Willi“ Schillings vor einiger Zeit die Kartoffelpreise sah, platzte ihm der Kragen. „Habe heute Morgen die Abrechnung meines Nachbarn von Pommes-Kartoffeln außerhalb des Vertrages gesehen: 1 Lkw = 25 t = 250 €. Für die, die nicht rechnen können: Das ist 1 Cent pro Kilogramm!“ Seinem Unmut machte der rheinländische Landwirt umgehend Luft – und veröffentlichte auf seiner Internetseite einen Wutbrief, der es in sich hatte: „Lieber Verbraucher! Du hast keine Ahnung und davon ganz viel. Ist dir eigentlich bewusst, dass wir Landwirte von unserer Hände Arbeit leben müssen?“

Mit seiner Anklage sprach Schillings vielen seiner Kollegen aus der Seele. Mehr als 300.000-mal wurde der Wutbrief mittlerweile angeklickt, mehr als 400 Leser haben einen Kommentar hinterlassen. Viele andere Landwirte gratulierten Schillings und meinten, dass es höchste Zeit sei, dass endlich einmal Tacheles geredet werde.

Nicht nur Verbraucher machen Druck, sondern auch Discounter

Doch es gab auch andere Stimmen. Zahlreiche der im Wutbrief beschuldigten Verbraucher meldeten sich zu Wort. Besonders Menschen mit wenig Einkommen, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen, fühlten sich zu Unrecht beschuldigt. Sie seien froh, dass es im Discounter auch günstige Lebensmittel gebe, die sie sich leisten können. Nicht jeder könne die teuren Bio-Lebensmittel bezahlen.
Mit seinem Wutausbruch hat „Bauer Willi“ einen Nerv getroffen. Schon seit langer Zeit beklagen sich Landwirte über die niedrigen Preise, die sie mit ihren mühevoll erzeugten Produkten erzielten. Auf der einen Seite stünden die Kunden, die immer größere Ansprüche anmeldeten, gleichzeitig aber wenig zahlen wollen. Auf der anderen Seite machten die Discounter Druck und würden die Preise immer weiter drücken.

Sind unsere Lebensmittel tatsächlich zu billig? Werden Verbraucher immer anspruchsvoller? Wer ist für den Preisdruck verantwortlich? Und wozu führen Preiskampf und Effizienzstreben?

Kommentare aus dem Forum

Jolande Theisen schrieb
mir taten diese schon 07 oder 08 richtig Leid, als sie die Milch ausschütteten vor Verzweiflung, weil diese viel zu billig war. Und immer noch ist. Es hat niemand interessiert. Die Konzerne pressen. Und drücken. Auch das gehört verboten. Mit Marktwirtschaft hat das nix zu tun.
Ernst schrieb
Wenn mit Subventionen Überschüsse produziert werden, ist es doch kein Wunder, wenn die Preise fallen. Viele Landwirte leben doch nicht mehr vom Verkauf ihrer Erzeugnisse, sondern von Subventionen, also von staatlicher Umverteilung. Dadurch wird die Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt, nicht durch die Konzerne, die die Überschüsse zu günstigen Preisen abkaufen und diese an die Verbraucher weitergeben.
Lieber ERnst schrieb
bitte informieren Sie uns doch einmal, welche Subventionen in die Milchproduktion fließen. Abgesehen von EU-Zuschüssen für die private Lagerung, die nur temporär vergeben werden, ist mir da nämlich nichts bekannt. Das gilt übrigens auch für die Schweine- und Geflügelproduktion.
Hof Heidrehm schrieb
Da kann ich behilflich sein: Erstmal kommt die Basisprämie von etwa 300€/ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, die jedem Bauern zusteht. Somit auch den Milchviehhaltern. Dazu kommen 50€/ha für die ersten 30ha und noch einmal 30€/ha für die nächsten 16ha. Weitere 87€/ha für die Erfüllung von Greening-Auflagen. Die Basisprämie wird allerdings stetig sinken, so lautet der Beschluss. Dann sind da natürlich noch diverse Subventionen in Form von Bauförderungen für Stallanlagen. Je nach Bundesland bis zu 50% der Investitionssumme. Und dann gäbe es da auch noch zinsgünstige Kredite von der landwirtschaftlichen Rentenbank und anderen, die man ebenfalls als Subventionen bezeichnen könnte. Soll also niemand behaupten, die Milchproduktion würde nicht subventioniert werden.

Susanne schrieb
Die Moral eines Landwirtes ... erkennt man daran, wie er mit seinen Tieren umgeht!
Die Moral einer Gesellschaft ... erkennt man daran, wie sie mit Leben umgeht!

Ernst schrieb
"Sind unsere Lebensmittel tatsächlich zu billig?" Nein! Denn wenn Güter preiswerter werden, können sich die Menschen mehr Güter Leisten, was nichts anderes bedeutet, als dass die Menschen wohlhabender werden. Genau das ist nämlich seit der Industrialisierung der Landwirtschaft geschehen. Da hilft kein Jammern, sondern nur sich entsprechend anzupassen. Um 1800 waren noch etwa 75 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft tätig. Im Jahr 2012 waren nur noch 1,6% der Bevölkerung in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft in Deutschland tätig. (Quelle:http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61694/erwerbstaetige-nach-wirtschaftszweigen ) Heute produzieren diese 1,6 % mehr Lebensmittel als die 75 % um das Jahr 1800. Das hat zu einer gigantischen Mehrung des Wohlstand und besserer Lebensqualität in den Industrienationen geführt. Eine Entwicklung die sich als so segensreich für die Menschen erwiesen hat, kann nun nicht schlecht sein.

Unreg1951 schrieb
Bitte erklären Sie dann auch einmal den Landwirten, wie sie überleben können, wenn sie 1 (in Worten: Einen) Cent pro Kilogramm Kartoffeln erhalten? Sie schreiben, die Landwirte sollen sich anpassen. Wie sieht die Anpassung aus? Wissen Sie, ich bin froh, daß es noch Bauern und kleinere Bauernhöfe gibt, die die Landschaft offen halten. Besonders in waldreichen und bergigen Gegenden wichtig. Die Menschen sollten wieder lernen, Lebensmittel zu achten und sie nicht als billiges Wegwerfprodukt betrachten. Geiz ist geil?

Marie schrieb
Dass man zu den ueblichen Discounterpreisen keine Lebensmittel, sondern nur noch industriell hergestellten, hormon -, antibiotika -, pestizid - und mit chemischen Pulvern verseuchten Nahrungsschrott erhaelt, muesste eigentlich auch dem Duemmsten klar sein. Die Geiz ist Gail- Mentalitaet ist keineswegs nur unter denen verbreitet, die sich vernuenftige Lebensmittel nicht leisten koennen, die immer mehr Schrott zu immer niedrigeren Preisen Lebenseinstellung ist auch unter denen weit verbreitet, die sich durchaus vernuenftige Lebensmittel zu vernuenftigen Preisen leisten koennten, aber lieber in Massen von sinnlosen immer mehr Schrott zu immer billigeren Preisen Produkten zur Befriedigung einer von diesem Wirtschaftssystem erzeugten Sucht investieren. Diese Lebensweise hat nichts mit Beduerfnissen, sondern ausschliesslich mit kuenstlich erzeugten Suechten zu tun und ist das Ergebnis der kapitalistischen Produktionsweise, die wir schon heute teuer mit immer mehr chronischen Krankheiten schon im Saeuglings - und Kindesalter bezahlen und das ueber kurz oder lang diesen Planeten und die Menschheit komplett zerstoeren wird. Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss und der letzte Acker und die letzte Biene vergiftet, der letzte Fisch gefangen und das letzte Eis geschmolzen ist, wird der Mensch in seinem kapitalistischen Wachstumsgroessenwahn merken, dass man Geld nicht essen kann.

Ecid schrieb
Ich sehe eher das Problem, dass in Deutschland vier Großkonzerne den Lebensmittelhandel dominieren: Edeka-Gruppe (EDEKA, Netto-Marken-Discount, NP-Discount), Rewe-Group (REWE, Penny), Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) und Aldi. Jene Konzerne haben fast alle regionalen Anbieter vom Markt verdrängt. Somit können sie bei Preisverhandlungen mit Herstellern/Zulieferern hohen Druck ausüben. Das bekommen dann auch kleinere Landwirtschaftsbetriebe finanziell zu spüren - besser zahlende Abnehmer existieren kaum noch.
Der Trend dieser Konzentration setzt sich leider fort - ein aktuelles Beispiel ist der Versuch der Übernahme von Kaiser's/Tengelmann durch Edeka. Hoffentlich wird dem Einhalt geboten. Ich wünsche mir regionale Discounter-/Supermarktketten, sodass lokale Produkte gleich vor Ort abgesetzt werden können. Zum Schutz lokaler Produzenten halte ich auch Importbeschränkungen für erforderlich.
Für mich ist es kein Zeichen von Wohlstand, im Supermarkt vor übervollen Regalen mit Lebensmitteln zu stehen, von denen die Hälfte entsorgt wird und welche zu Preisen verkauft werden, die den Produzenten keinen ausreichenden Lebensunterhalt generieren. Ich sehe darin eine widerwärtige Ressourcenverschwendung und bekomme das Gefühl, durch den Kauf die Lebensmittelhandelskonzerne beim Preisdumping zu unterstützen und so die für Landwirte ruinöse Marktsituation zu festigen.

CETA-TTIP-TISA schrieb
Ich freue mich schon auf den Hormondreck aus den USA wenn TTIP, CETA und TISA kommt, wie wollen da unsere Bauern mithalten, jetzt ist zum Beispiel der Schinken komplett verwässert und das in der EU, diesen billigen Hormondreck aus den USA brauche ich und will ich nicht. Wir haben genug Dreck vor unserer Haustüre da brauchen wir den Dreck wegen ein paar Blinker nicht auch noch aus Übersee heranschippern.
Apropos, die Schweizer verbieten Lebensmittel aus der EU weil es nur Dreck ist. Der Schulz von der SPD der im EU Parlament sitzt frisst sicher keinen Hormon Dreck aus den USA. Oder ein Gabriel und eine Merkel.

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