Freitag, 1. November 2013

Monsanto: Gentechnik-Industrie bläst zum General-Angriff auf Europa

Die große Schlacht naht

Die Lobbyisten haben in Brüssel ihren Druck auf die EU verstärkt: In einer konzertierten Aktion fordern verschiedene Verbände einen bedingungslos positiven Umgang mit den Produkten von Monsanto & Co. Einen ersten Erfolg können sie bereits mit der Zulassung einer neuen Gen-Mais-Sorte von Monsanto vermelden. Die aktuellen Schlachten sind die Vorbereitungen auf eine Groß-Offensive in der EU.


Die große Schlacht um den europäischen Lebensmittelmarkt steht bevor.Monsanto und die Gentechnik-Industrie sind bestens gerüstet – und hoffen auf die Zermürbung der müden Kämpfer in Europa. (Foto: dpa)
Nach dem europäischen Volksaufstand gegen die geplante Regulierung des Saatguts in privaten Gärten (hier) und dem Rückzieher der EU (hier) herrscht in Brüssel Verunsicherung: Die Durchsetzung ihrer Interessen in Brüssel war für die Landwirtschafts-Lobby war in den vergangenen Monaten kein Selbstläufer mehr.

Daher bläst die Industrie nun zum Gegenangriff.

In einer konzertierten Aktion soll der EU klar gemacht werden, dass die Kritik an der Gen-Technik von Ahnungslosen vorgetragen wird.

Die korrupte Wissenschaft bestätige dagegen die Richtigkeit der geschäftspolitischen Ziele Aussagen der Konzerne.

Die Agrar-Organisationen haben geharnischte Briefe an EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Parlamentspräsident Martin Schulz und Ratspräsident Herman Van Rompuy geschrieben in denen sie sich über die Verschärfung der Vorschriften beschweren. In den Schreiben behaupten die Lobbyisten, dass die wissenschaftlichen Belege über die Sicherheit der Gentechnik in der Landwirtschaft ständig wachsen.

Obwohl in der ESFA schon viele von der Industrie eingeschleuste Leute sitzen, würden in der EU Entscheidungen verschleppt – nachdem die EFSA die Unbedenklichkeit der Produkte bescheinigt habe. Noch einmal schießen die Verbände in ihren konzertierten Schreiben gegen die Monsanto-Kritiker und diffamieren im Vorübergehen die Monsanto-kritische Séralini-Studie (mehr dazu und zur Unterwanderung der EU durch Monsanto hier).

Die Lobbyisten, zu denen die deutsche Fördergemeinschaft InnoPlanta und der britische Bauernverband zählen, rufen die EU-Institutionen und die Mitgliedstaaten auf, „eine breitere, ganzheitlichere und langfristigere Sichtweise der Agrarproduktion“ anzunehmen und die Gentechnikvorschriften entsprechend anzupassen.

Das Drängen der Verbände fand offenbar bereits Gehör bei der EU.

In dem für die Genehmigung für neuen-Sorten zuständigen Berufungsausschuss der EU gab es bei der Abstimmung über die Zulassung einer neuen Sorte Monsanto-Genmais keine Mehrheit. Deutschland enthielt sich dabei der Stimme. Dadurch wird die Europäische Kommission eigenmächtig über die Zulassung einer weiteren Sorte Genmais entscheiden können (mehr hier).

Damit liegt der Ball außerhalb des demokratischen Spielfelds.

Die EU beugt sich damit wieder dem massiven Einfluss der Gen-Lobby.

Es geht erneut um eine Pflanzensorte aus dem Monsanto-Labor: den „trockentoleranten MON87640-Mais“. Durch ein zusätzlich eingeführtes Gen kann dieser Mais Wassermangel besser verkraften, ohne Erträge einzubüßen, so die Hersteller Monsanto und BASF. Seit diesem Jahr kann die Sorte in den USA kommerziell erworben werden.

Der neue Genmais muss nach Angaben des Herstellers nicht mehr gewässert werden, da er „trockentolerant“ ist. Die neueste Kreation aus dem Monsanto-Labor steht kurz vor der Markteinführung in Europa. (Foto: dpa)
Der neue Genmais muss nach Angaben des Herstellers nicht mehr gewässert werden, da er „trockentolerant“ ist. Die neueste Kreation aus dem Monsanto-Labor steht kurz vor der Markteinführung in Europa. (Foto: dpa)

Der Fall ist auch deswegen interessant, weil Monsanto nach der jüngsten Protestwelle der Öffentlichkeit mit der Aussage an der Nase herumgeführt hatte, man wolle sich aus Europa zurückziehen. Etwas weltfremde Medien wie die taz waren der Propaganda aufgesessen und hatten das Ende von Monsanto in Europa ausgerufen (mehr hier).

Tatsächlich ist Monsanto aktiver denn je.

Das zeigt sich vor allem in der Unterwanderung der Zulassungs-Behörden.

Die Konzerne haben still und heimlich in der Aufsicht die Mehrheit übernommen.

Mehr als die Hälfte der 209 Experten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA) sollen direkte oder indirekte Verbindungen zu der Gen-Industrie haben, die sie  eigentlich kontrollieren sollen, so Corporate Europe Observatory (CEO).

CEO, eine Nichtregierungsorganisation, ermittelte insgesamt 460 Interessenskonflikte unter den Experten der ESFA. Die Wissenschaftler überführten sich sozusagen selbst, denn als Quelle dienten ihre selbst getätigten Aussagen.

In den vergangenen Jahren verbannte die ESFA bereits 85 Experten aus ihren Arbeitsgruppen wegen diverser Interessen-Konflikte.

Die aktuelle Offensive der Konzerne setzt darauf, dass die Gegner der Gentechnik bei Lebensmitteln zermürbt werden. Die jüngsten Demonstrationen haben Monsanto & Co. ermuntert: Es war keine Revolution auf den Straßen Europas, die die Gentechniker erschreckt hätte.

Hinter dem aggressiven Vorgehen der Gen-Lobby steht eine langfristige Strategie: Mit dem neuen Freihandels-Abkommen der EU mit Kanada bietet sich für Monsanto die Möglichkeit, die EU flächendeckend zu überrollen (mehr dazu hier).

Hier winkt das große Geld.

Und Monsanto wird es sich holen.

Wir erleben die ersten kleinen Gefechte, die als Vorbereitung auf die große Schlacht um das Saatgut in Europa geführt werden.

Die Bürger sollten auf der Hut sein.

Die EU wird ihre Bürger nicht verteidigen.

Im Gegenteil.

Mit freundlicher Genehmigung von DEUTSCHE WIRTSCHAFTS NACHRICHTEN


Kommentare

- Monsanto Protection Act -
Das Gesetz ist zwar vom Senat wieder beerdigt worden, aber lest einmal hier, was Obama am 26. März 2013 unterschrieben hat:
http://www.radio-utopie.de/2013/09/26/monsanto-protection-act-u-s-senat-beerdigt-selbstermaechtigungsgesetz-fuer-agrarchemie-giganten/

Das sind solche Dinge, wie sie auch bei der EU still und heimlich ablaufen, nach außen den treuen Demokraten geben und im Hinterzimmer schon auf den Knien vor den Befehlsgebern rumrutschen.

Erforderliche Abstimmungen für solche weitreichenden Entscheidungen wie eben Monsanto Protection Act oder CISPA in den USA, ACTA und ESM Abstimmung in Europa, werden nicht selten bei Ereignissen wie Fussball -EM oder -WM, einem Marathon oder auch wenn der normale Mitteleuropäer duch einen Abhörskandal abgelenkt ist, durchgeführt.

Für die nächsten Generationen sehe ich schwarz wenn nicht bald was gegen diese giergesteuerte Jagd der Einprozent nach Macht, Geld und Weltherrschaft unternommen wird.
Irgendwann vernichten sie sich selbst, - hundertprozentig - aber das kann dauern.


Fatson sagt:
Zusammen mit der Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates vermarktet der US-Konzern den Gentech-Mais nun in einem Projekt für besonders wassereffiziente Sorten – dabei produziert MON810 lediglich ein Gift, um Insekten zu töten.

Seit 1997 wird MON810, der ein Bakteriengen zur Herstellung von Bt-Toxinen (Bacillus thuringiensis) enthält, in Südafrika angebaut. Doch seinen Zweck, nämlich Schädlinge zu töten und damit den Einsatz von Insektiziden einzusparen, kann der Monsanto-Mais laut ACB nicht mehr erfüllen. Er sei „hoffnungslos gescheitert“, heißt es in einem vergangene Woche veröffentlichten Bericht. Die Insekten hätten sich an das Gift der Pflanze gewöhnt. Monsanto hat mittlerweile neues Mais-Saatgut eingeführt: MON8903. Dieser transgene Mais sondert nicht ein, sondern zwei Insektizide ab. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Schädlinge auch dagegen Resistenzen entwickeln.

Textpassage aus diesem Link:
http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/28289.html
Und dieser feine Herr Gates war noch im Januar 2013 in Potsdam auf einer Klausurtagung der SPD.

Und Gabriel und Steinbrück waren ganz aus dem Häuschen als sie neben ihm stehen durften.
Alles US Ableger.

AndreasSchultenberg sagt:
Das Schlimme ist der immer größer werdende Ruf nach Wachstum. Die Märkte sind gesättigt und so kann Wachstum, die Droge der Wirtschaft, nur noch durch Zwang erreicht werden.
Unser eigenes, angebaues Gemüse verbietet man, damit wir gezwungen sind, dieses käuflich zu erwerben.
Das Wachstum in der Gentechnik wird erzwungen, indem man uns das Zeug unkontrollierbar verabreicht.
Davon werden wir wohl krank und benötigen Medikamente. Damit wir uns nicht selber helfen können, nimmt man uns die Naturheilmittel. So führt der Weg auch für Lapalien zum Arzt. Es ist in allen Branchen das gleiche. Man nimmt uns die Bücher, damit wir Lesegeräte benutzen und so die Bücher alle Jahre neu kaufen müssen, da die Dateiformate sich geändert haben. Das kennt man ja aus dem Musikbereich.
Wer vernünftig ist erkennt, dass man sehr viel wirklich nicht mitmachen muss. So kann jeder auf seine Weise etwas Sand in das Getriebe geben. Irgendwann läuft es dann nicht mehr.

_ sagt:
wo sind denn die Grünen mit Ihren Werten.

Da müssten doch alle von diesen Betroffenheitspolitikern schon längst auf den Barrikaden sein.

Aber nix ….alles in Ordnung …habe schon länger keinen mehr von denen mit dem Fahhrad in den Bundestag fahren sehen.
Trittin und co. sieht man immer noch aus dem A8 mit 20 Litern Verbrauch aussteigen…das fördert über die Ökoumlage ja auch den Umweltschutz …. alles Verräter Ihrer Ideale aus der Gründerzeit dieser Heuchlerpartei….

dr_sokrates sagt:
Endgame –
Der Kapitalismus zeigt sich in seiner ganzen Jämmerlichkeit und bestätigt einmal mehr, daß er in absehbarer Zeit als Wirtschaftssystem nicht mehr gesellschaftskompatibel ist.

Sven Kesch sagt:
Mit der geplanten Saatgutverirdnung von 2013, die 2014 zur Abstimmung kommen soll, begänne das Ende der tausende Jahre alten Arten- und Sortenvielfalt regionaler Kulturpflanzen, sowie Obst- und Gemüsesorten. So soll in EU-Europa nur noch von der EU Regiestriertes und zugelassenes Saatgut von einer Handvoll Agrar-Chemie-Konzerne verkauft werden dürfen, Saatgut, das diese sich durch das Europäische Patentamt patentieren lassen. Die Registrierung einer einzigen Sorte (mehr als 6.000 allein in Österreich) ist aufwendig und mit hohen Gebühren verbunden, die sich Kleinzüchter nicht leisten können. Sie müssen aufgeben. Jene, die weitermachen, werden eingebremst. Sie dürfen maximal 10 Mitarbeiter und einen Höchstumsatz von zwei Millionen Euro haben.
Viele alte Obst, Gemüse und Getreidesorten würden dann für immer verschwinden. Alles geregelt – für weniger Vielfalt. Auch diese Verordnng, selbst wenn sie abgeschwächt werden sollte – was nach einem Freihandelsabkommen mit Kanada und USA unwahrscheinlich ist – ist gegen die Bürger gerichtet und dient ausschließlich den Partikularinteressen einiger Handelsriesen und Konzerne, wie Monsanto, Bayer oder Dupont, die schon heute 60% des Marktes beherrschen. Eurokraten und Saatgutkonzerne möchten den Bürgern vorschreiben, was sie kaufen, Verkaufen und essen dürfen.
Die Agrarchemieindustrie bietet fast ausschließlich geschmacklose Hybridzüchtungen an, die nur im ersten Jahr sehr ertragreich sind, so dass jedes jahr neuer Samen teuer erkauft werden muss.
siehe: http://www.iYOUeu.at

R75/5 sagt:
So wird es immer wieder versucht. Es ist wie mit der Bankenaufsicht: man kontrolliert sich selber.
Wie kann es sein, dass man Leute in solche Kontollorgane aufnimmt die ganz offensichtlich andere Intressen vertreten. Wer stell die denn ein?

Das Freihandelsabkommen hilft übrigends nur dem Big Business. Dem kleineren Unternehmer und dem Mann auf der Strasse hilft das in keiner Weise.

Mehr zu diesem Thema Seralini-Studie:
http://julius-hensel.com/2013/10/gentechnik-lobby-bekaempften-aufs-heftigste-studie-von-seralini/#more-26530

Dirinella sagt:
Firmen die Produkte von Monsanto verwenden:
https://www.dropbox.com/s/xl6a5rmeourvppd/monsanto.pdf

Diese Firmen- und Produkt-Liste sollte man sich kopieren und – noch besser – im Hinterkopf abspeichern. Dass ich all diese Produkte tunlichst meide, versteht sich.

Eines der Hauptübel ist die verweigerte Kennzeichnung durch die Hersteller. Wer hindert mich oder andere, die Produkte im Supermarkt selbst zu kennzeichnen (mit Aufkleber, Stempel etc.)? Ist das strafbar? Könnte das Schule machen?


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