Freitag, 19. Juli 2013

"Als du angegriffen wurdest, war das ein Schock für mich"

so stand es bei t-online zu lesen (hier)

Ein ranghohes Mitglied der pakistanischen Taliban hat sich in einem Brief an die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai gewandt, der im Oktober ein Taliban-Kämpfer in den Kopf geschossen hatte. In dem am Mittwoch an Journalisten versandten Schreiben erklärte Adnan Raschid, Grund für den Anschlag sei Malalas "Propaganda" gewesen.
 
Die heute 16-Jährige habe mit ihrem Blog für die BBC, in dem sie ihr Leben unter den radikalislamischen Taliban im pakistanischen Swat-Tal beschrieb, eine "Schmutzkampagne" geführt.

Nachricht vom Taliban-Führer: Opfer Malala hält eine Rede vor den Vereinten Nationen (Quelle: Youtube/Reuters)
"Die Taliban glauben, dass du absichtlich gegen sie geschrieben hast", schrieb Raschid auf Englisch. Malala habe den Versuch der Gruppe, ein islamisches System im Swat-Tal zu errichten, "schlecht machen" wollen. Dies sei "provokativ" gewesen.

Zugleich erklärte der Islamist, er wünsche sich, es hätte den lebensgefährlichen Anschlag nicht gegeben. "Als du angegriffen wurdest, war das ein Schock für mich", schrieb er. Doch Allah solle entscheiden, ob der Anschlag, "islamisch richtig oder falsch" gewesen sei.

Islam statt "satanische Lehrpläne"

Raschid bestritt, dass es bei dem Angriff auf Malala um die Frage der Bildung für Mädchen gegangen sei. Es sei "verwunderlich, dass Du für Bildung wirbst". Raschid warf der jungen Frau vor, sie spreche sich für ein Bildungssystem aus, dass von den britischen Kolonialherrschen eingeführt worden sei.
Schüler sollten sich aber mit dem Islam befassen und nicht mit "satanischen oder säkularen Lehrplänen". Malala solle nach Pakistan zurückkehren und eine Koranschule für Frauen besuchen, schrieb Raschid.

16-Jährige floh mit der Familie nach Großbritannien

Die Echtheit seines Briefs wurde von einem weiteren hochrangigen Taliban-Mitglied bestätigt. Malala selbst hat das Schreiben offenbar nicht erhalten.
Die 16-Jährige lebt heute mit ihrer Familie in Großbritannien, wo sie nach dem Taliban-Anschlag medizinisch behandelt wurde. Am Freitag hielt sie eine umjubelte Rede vor der UN-Jugendversammlung in New York und erklärte, sie werde weiter für Kinder- und Frauenrechte kämpfen.
 
Rashid war wegen eines Attentats auf Militärmachthaber Pervez Musharraf 2003 zum Tode verurteilt worden. Seine Organisation, die "Tehrik-i-Taliban Pakistan" (TTP), befreite ihn im vergangenen Jahr aus dem Gefängnis. Yousafzai hatte am Freitag - ihrem 16. Geburtstag - bei den Vereinten Nationen in New York Schulbildung für alle Kinder auf der Welt gefordert.
Quelle: dpa


So sieht man es bei Spiegel-online:

Offener Brief an Malala Yousafzai:
Taliban-Vertreter begründet Mordanschlag


Warum sollte Malala Yousafzai sterben? Die junge Pakistanerin entging nach einem Attentat der Taliban nur knapp dem Tod. Ein ranghoher Vertreter der radikalen Islamisten bedauert jetzt in einem offenen Brief den Anschlag - und rechtfertigt ihn dennoch.

Islamabad - Vier Seiten lang ist der Brief, verfasst in holprigem Englisch. Er ist ein Erklärungsversuch für eine unbegreifliche Tat: Ein hochrangiger Vertreter der pakistanischen Taliban (TTP) hat einen offenen Brief an Malala Yousafzai geschrieben. Ein TTP-Kämpfer hatte im Oktober 2012 der damals 15-Jährigen bei einem Attentat in den Kopf geschossen; die Schülerin überlebte schwer verletzt.

Der Angriff habe ihn schockiert, heißt es in dem Schreiben von Adnan Rashid, eines führenden TTP-Manns. Er wünsche sich, die Attacke wäre nie geschehen, oder er hätte das Mädchen vorher gewarnt. Eine Entschuldigung enthält das Schreiben jedoch nicht: Ob es richtig gewesen sei, sie zu attackieren, sei die Entscheidung Allahs, schreibt Rashid.

Er selbst war wegen eines Attentats auf Militärmachthaber Pervez Musharraf 2003 zum Tode verurteilt worden. Die TTP befreite ihn im vergangenen Jahr aus dem Gefängnis. Nun rechtfertigte er das Vorgehen der radikalen Islamisten: Die Schülerin habe eine Schmähkampagne gegen die Taliban unterstützt.

Die TTP kontrollierte zwischen 2008 und 2009 die Region Swat im Norden Pakistans, bis heute attackieren die Taliban dort regelmäßig Regierungstruppen und zivile Einrichtungen. Nach Angaben des pakistanischen Militärs haben sie auch Hunderte Schulen zerstört.
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Der frühere britische Premier Gordon Brown, der jetzt die Vereinten Nationen als Repräsentant vertritt, kritisierte den Vorstoß Rashids: Es sei ihm unverständlich wie dieser einen solchen Brief schreiben könne. "Niemand wird ein Wort glauben, das die Taliban über die Rechte von Mädchen wie Malala sagen, so lange sie nicht aufhören, Schulen niederzubrennen und Schüler zu massakrieren."

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