Donnerstag, 28. März 2013

Zypern kein Einzelfall - wer in Europa noch bedroht ist

Unten der blaue Text ist der Link zu diesem t-online-Artikel. Da manche Beiträge dort schon mal sehr schnell verschwinden, habe ich diesen Bemerkenswerten komplett hierhin kopiert.

Drei weitere Staaten müssen zittern
27.03.2013, 14:20 Uhr | AFP, t-online.de

Ist Zypern nur der Anfang für weitere Turbulenzen? Nach der dramatischen Rettungsaktion für Zypern hat Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem auch andere Euro-Länder ermahnt, ihren aufgeblähten Bankensektor in den Griff zu bekommen. Als künftige potenzielle Krisenländer gelten demnach Slowenien, Luxemburg und Malta. Auch diese kleinen Staaten verlassen sich auf starke Banken und Steuervorteile als Lockmittel.

"Regelt das, bevor es zu Schwierigkeiten kommt", sagte Dijsselbloem an Länder wie Luxemburg oder Malta gewandt. In der Euro-Zone gelten derzeit vor allem drei Staaten als krisenanfällig, weil ihr Finanzsektor im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) eine extrem starke Stellung einnimmt. t-online.de gibt einen Überblick.

Slowenien: Sieben Milliarden Euro faule Kredite
 Nach einem Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben slowenische Banken etwa sieben Milliarden Euro an faulen Krediten in ihren Büchern stehen - eine Summe, die 20 Prozent des BIP des Landes ausmacht. Seit Monaten wird daher regelmäßig darüber spekuliert, ob der Adria-Staat als nächstes Land unter den Euro-Rettungsschirm flüchten müsse; im vergangenen Sommer waren die Anzeichen dafür besonders akut. Seither hat Slowenien aber eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die dem Land mehr Luft an den Finanzmärkten verschafften. So wurde eine Bad Bank beschlossen, in die toxische Papiere der Banken ausgelagert werden sollen.

Kein unmittelbares Risiko
Die Ratingagentur Fitch sah in ihrem jüngsten Länderblick auf Slowenien von vor wenigen Tagen daher nicht mehr unmittelbar das Risiko, dass die frühere jugoslawische Teilrepublik internationale Finanzhilfe beantragen muss. Unter einer Voraussetzung: dass die neue Mitte-Links-Regierung in Ljubljana den Reformkurs fortsetzt und den Bankensektor noch stärker an die Kandare nimmt. Vor allem müsse die Rekapitalisierung der Banken vorangetrieben werden. In Slowenien wird im zweiten Jahr in Folge in 2013 mit einer Rezession gerechnet.
An den Finanzmärkten wächst indes die Skepsis. Die Renditen für slowenische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sprangen am Mittwoch wieder auf 6,74 Prozent, berichtete die Nachrichtenagentur STA. Damit hätten diese Papiere allein seit Montag um 1,5 Prozentpunkte zugelegt.

Luxemburg: Riesiger Finanzsektor
 Der Kleinstaat gilt eigentlich als wirtschaftlich grundsolide, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bescheinigte ihm in einem Bericht vom Dezember das höchste Pro-Kopf-Einkommen der OECD-Staatengruppe. Zudem sei Luxemburg vergleichsweise gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen. Doch die OECD mahnte auch, dass das Land trotz bereits umgesetzter Regulierungen im Bankenbereich zu stark von seinem riesigen Finanzsektor abhängig sei, der ein Drittel des BIP erwirtschaftet - zum Vergleich: Auf Zypern waren es 45 Prozent.
Die luxemburgischen Banken gelten freilich als weit seriöser als die zyprischen. Sie litten laut OECD kaum unter der Finanzkrise, weil ihnen als "sicherer Hafen" manche Anlagegelder zuflossen. Dennoch: Eine schwere Verschärfung der Eurokrise könnte auch das luxemburgische Geschäftsmodell ins Wanken bringen, die Einlagen bei Banken und Investmentfonds übersteigen das BIP um ein Vielfaches. Das kleine Luxemburg könnte die Banken dann aus eigener Kraft nicht retten - ganz zu schweigen von den internationalen Schockwellen. Allein bei der Rettung der maroden Dexia-Bank gab Luxemburg 2011 eine Garantie von 2,55 Milliarden Euro oder 8,5 Prozent seines Bruttosozialproduktes ab.

Regierung protestiert
Die Regierung von Luxemburg hat jeden Vergleich des luxemburgischen Finanzsektors mit dem Bankensystem in Zypern scharf zurückgewiesen. Luxemburg sei "besorgt" über Warnungen vor "angeblichen Risiken" in Euro-Ländern durch eine im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt überdimensionierte Finanzbranche, erklärte die Regierung. Der luxemburgische Finanzsektor sei "ein wichtiger Zutrittspunkt" für internationale Investitionen für die Eurozone. "Dieser Sektor trägt also zur allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit aller Mitgliedsstaaten bei." Zudem hob die Regierung die "effiziente Kontrolle" der Branche hervor.

Malta: Schuldenstand immer noch zu hoch
Der winzige Inselstaat im Mittelmeer rühmt sich, die Eurokrise zuletzt weit besser als andere Euro-Länder überstanden zu haben. Die Arbeitslosigkeit liegt bei lediglich sechs Prozent, das Wachstum erreichte im vergangenen Jahr 1,5 Prozent und das Defizit konnte auf 2,3 Prozent und damit sogar unter die Drei-Prozent-Grenze der EU gedrückt werden. Und doch wird Malta immer wieder als möglicher Wackelkandidat im Euroraum genannt. Der Grund: Die Entwicklung war vorher über Jahre weit negativer, der Schuldenstand ist immer noch zu hoch und der Finanzsektor ebenfalls viel zu aufgebläht.

zwei Kommentare:

Fragender (Gast)schrieb: 27.03.2013, 16:14:58 Uhr
Wann merken sie eigentlich das wir keine Länder retten, sondern nur ein Finanzsystem das ohne Skrupel zockt, sich die Gewinne möglichst unversteuert einsteckt und uns für alle Verluste haften lässt?

Claus(Gast)schrieb: 27.03.2013, 16:10:42 Uhr
Unsere Politiker sind so darauf aus, in die Geschichtsbücher als Europa-Macher bzw. Euro-Macher einzugehen, dass sie sich nicht eingestehen können, dass dieser Weg falsch war und man eigentlich zurückrudern müsste. Wenn heute eine Volksabstimmung in den Euroländern gäbe, wäre der Euro erledigt.

Den Kommentarschreibern kann man einfach nur zustimmen

und bei RIA Novosti steht:

Zypern stellt Kapitalbewegung unter Kontrolle -
Banktransaktionen zeitweilig beschränkt

20:16 27/03/2013 NIKOSIA, 27. März (RIA Novosti).

Zypern ordnet ab diesem Donnerstag, wenn alle einheimischen Banken wieder geöffnet werden sollen, für sieben Tage harte Einschränkungen für die Transaktionen an, wie die griechische Zeitung „Kathimerini“ unter Berufung auf den zyprischen Finanzminister Michalis Sarris schreibt.

Es wird unter anderem die Ausfuhr von Bargeld aus dem Land verboten. Die Transaktionen mit Kreditkarten werden auf jeweils 5000 Euro beschränkt. Die Verträge über befristete Guthaben dürfen innerhalb dieses Zeitraums nicht vorzeitig gekündigt werden. Einheimische Unternehmen werden Importlieferungen nur unter Vorlage entsprechender Dokumente bezahlen können.

Nach Angaben des Blattes wollen die zyprischen Behörden fordern, dass die aus dem Export bzw. dem Verkauf von Vermögen in Zypern erwirtschafteten Gelder binnen zehn Tagen wieder ins Land zurückgeführt werden. Außerdem wird verboten, Geldsummen von über 3000 Euro je Person und Reise ins Ausland auszuführen. Den Banken wird untersagt, Transaktionen abzuwickeln, deren Ziel es ist, die festgelegten Schranken zu umgehen.

Die Kontrolle über die Kapitalbewegung gilt für alle Konten, Zahlungen und Überweisungen unabhängig von der Währung.

Zypern hatte ursprünglich geplant, alle Bank-Einlagen mit einer Einmal-Steuer zu belegen. Dies führte zu Panik unter den Sparern. Die Regierung verzichtete auf diese Idee und konnte am Montag mit der Gläubiger-Troika (EU, EZB und IWF) eine neue Vereinbarung erzielen. Demgemäß wird Zypern verpflichtet, sein Bankensystem im Austausch gegen ein Rettungsprogramm von zehn Milliarden Euro zu gesunden. Die Einlagen bis zu 100 000 Euro werden dabei von Zwangsabgaben verschont. Bankkunden mit mehr als 100 000 Euro werden schmerzhafte Einschnitte, das heißt Verluste von bis zu 80 Prozent der Einlagen, verkraften müssen.

Wie lange wird es wohl noch dauern, bis es bei uns genauso ist? 
dazu passt dieser Artikel und die Umfrage bei t-online:

CDU-Politiker wollen reiche Sparer schützen
27.03.2013, 11:47 Uhr | AFP, dpa

Werden wohlhabende Sparer künftig nach dem Vorbild des Zypern-Modells zur Kasse gebeten, um kriselnde Banken zu retten? EU und Euro-Gruppe deuteten zuletzt solche Lösungen an. In der Union regt sich nun heftiger Widerstand dagegen.
"Das Modell Zypern lässt sich nicht einfach eins zu eins auf ganz Europa übertragen, Zypern ist ein Spezialfall", sagte Fraktionsvize Michael Meister (CDU) der "Rheinischen Post". In Zypern gehe es nicht um eine einzelne Bank, sondern um einen überdimensionierten Bankensektor, der stark schrumpfen müsse.
mehr lesen Sie HIER

Stand der Umfrage 28.03.2013, 10:50

Aber es gibt immer noch kanzlerinnengläubige Zeitgenossen, die unsererem Rettungs-Dreamteam vertrauen und mit denen einer Meinung sind: "Ja Zypern, das ist doch ganz was anderes. Sowas kann in Deutschland doch nicht passieren, nicht solange uns die mächtigste Frau der Welt das verspricht?"

... und werte Retterin, was haben eigentlich die Leute, die den Banken einen Kredit geben indem sie ihnen ihr Geld anvertrauen, mit der Schieflage der Banken zu tun? Ist das nicht vielmehr eine Angelegenheit der Eigentümer und Aktionäre der Bank?
An die trauen Sie sich wohl nicht ran!


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