Mittwoch, 13. März 2013

wer sind "Wir" - ein Erklärungsversuch

Es stand schon gestern hier, nun aber mit anderer Titelzeile, wegen der Suchmaschinen.
Aus dem Günther Jauch Blog vom 12.03.2013

In einem vorangegangenen Beitrag hatte sich Foristin Eva kritisch gegenüber Sahra Wagenknecht geäußert.
Ihr wurde daraufhin eine entsprechende Antwort gegeben, worauf sie wiederum schrieb:
„Wie konnte ich auch die "Ikone" der Linken angehen, so ein dummer Fehler“
außerdem wollte sie noch wissen, wer denn „Wir“ sind von denen geschrieben war.

Diesmal antwortete ihr „Marie“ mit diesem lesenswerten Statement:

Nun, werte Eva, wie Sie anhand der Kommentare sehen können, sind wir auch hier in der Mehrheit.

Wer wir sind?

- Wir, das sind diejenigen, die den neoliberalen Heilsversprechungen der Brüderles, Röslers, Schröders, Henkels, Sinns und wie sie alle heißen, keinen Glauben (mehr) schenken.

- Wir, das sind die, die die Augen nicht vor der Realität verschließen, sondern erkennen können, dass der unermeßliche Reichtum für einige wenige nicht Wohlstand für alle schafft, so wie es uns die Prediger erzählen, sondern im Gegenteil Armut für viele.

- Wir, das sind die, die erkannt haben, dass die Worthülse vom Arbeitsplatzwunder und davon, dass es "Deutschland" super gut geht, eine Lüge ist, weil das "Wunder" auf prekären Arbeitsplätzen mit Hungerlöhnen beruht, von denen der Mensch nicht leben kann.

- Wir sind auch die, für die Gerechtigkeit und sozialer Frieden ein hohes Gut ist, diejenigen, die, obwohl es ihnen noch vergleichsweise gut geht, die Abgehängten dieser Gesellschaft nicht aus dem Blick verloren haben, diejenigen, die nicht von Gier getrieben immer mehr haben wollen.

- Wir wollen kein Heer rechtloser Arbeitssklaven in diesem Lande, die sich mit Minijob, Leiharbeit, Hungerlohn, Werksvertrag, befristeten Verträgen und so weiter nur mühsam über Wasser halten können und wir wollen unser Wohlergehen nicht auf dem Elend anderer aufbauen.

-Wir haben erkannt, dass zwischen unten und oben eine immer größere Schere klafft, wir haben die OECD-Berichte gelesen, die Deutschland alljährlich bescheinigen, dass den Kindern der Abgehängten ganz speziell in Deutschland ein angemessener Zugang zu Bildung und Teilhabe verwehrt bleibt und dass hierzulande einmal unten immer unten bedeutet.

- Wir wissen, dass auch der Mittelstand in diesem Lande erodiert.

- Wir haben erkannt, dass nicht der Herr Brüderle und seine neoliberalen Mitstreiter im Geiste recht haben, sondern Frau Wagenknecht.

- Wir haben Kenntnis genommen vom Armuts- und Reichtumsbericht, und auch, wenn ein neoliberaler Minister der Gutverdiener diesen zu fälschen versuchte, können wir die Zahlen deuten.

- Wir haben Kenntnis genommen, dass der Ginikoeffizient, der das Maß für die ungerechte Verteilung des Reichtums in einer Gesellschaft ist, seit den neoliberalen "Reformen" des Autokanzlers und Maschmeyerfreundes Schröder die zunehmende Ungerechtigkeit in diesem lande widerspiegelt und sich immer mehr amerikanischen Verhältnissen annähert.

- Wir wissen, dass dank der Schröderschen Reformen in Deutschland die Ungleichheit der Einkommensverteilung so stark zugenommen hat, wie in kaum einem anderen Land, wir wissen, wer für den unermeßlichen Reichtum einiger weniger in diesem Lande mit Armut bezahlt.

- Wir wollen keine amerikanischen Verhältnisse, wir wollen keine Slums, wir wollen nicht, dass Rentner von ihrer Rente nicht mehr leben können, wir wollen auch nicht, dass Menschen in diesem Lande von der "Wohltätigkeit" derer abhängig sind, die die Misere zu verantworten haben und sich mit Almosen und Tafeln am Leben erhalten müssen.

- Wir wollen keine "Charity", wir wollen, dass die Menschen in diesem Lande von ihrer Arbeit wieder leben können, wir wollen ein Ende der Deregulierung des Arbeitsmarktes und wir wollen keine Banken und Abzocker retten, sondern die abgehängten Bürger in diesem Lande und anderswo.

- Wir wollen keine Privatisierung der (Zocker)gewinne und Sozialisierung der Zockerverluste, geschuldet u.a. der vom "Genossen der Bosse" und Drückerfreund Schröder verursachten Entfesselung der Finanzmärkte.

- Wir wissen, dass mittlerweile die Mehrheit in diesem Lande die Verhältnisse nicht mehr als gerecht empfindet.

- Und wir wissen auch, dass die neoliberalen Heilsverkünder, beispielsweise in Gestalt der allein in 2012 mit 7 Millionen aus Industriekreisen finanzierten Propagandaagentur INSM, deshalb in helle Aufruhr geraten sind und ihre Manipulationen und Tatsachenverdrehungen verstärkt unters Volk streuen, unter tatkräftiger Unterstützung der Medien.

Aus all den genannten Gründen bleibt festzuhalten: Sahra Wagenknecht hat die Dinge in hervorragender Weise und überzeugend auf den Punkt gebracht. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Unzufriedenheit der Mehrheit in diesem Lande endlich auch in Wahlergebnissen niederschlägt und das von neoliberalen Kreisen ala Brüderle beschworene "Verstaatlichungs-Diktatur-Kommunismus-DDR-Planwirtschafts-SED"-Geschwätz von immer mehr Menschen als das erkannt wird, was es ist - neoliberale Propaganda zwecks Manifestierung der Armut vieler zu Gunsten des unermeßlichen Reichtums einiger weniger Milliardäre, Millionäre und Spitzenverdiener.

Lobbypolitik für die Reichen und Mächtigen in diesem Lande.
Es bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die die sozialen Verhältnisse in diesem Land als ungerecht empfinden, erkennen, dass den Millionen Hungerlöhnern und Hartz-IV-Enteigneten mit frommen Sprüchen und Wahlpropaganda derer, die die Misere verursacht haben und weiter die Lügen von der Alternativlosigkeit der neoliberalen Heilsverkündung unters Volk streuen, nicht geholfen ist. Es braucht eine andere Politik, die dem Sozialstaatsgebot im Grundgesetz wieder zur Geltung verhilft und die damit Schluss macht, die Würde der Menschen, die durch diese Politik immer mehr ins Abseits gedrängt werden, mit Füssen zu treten

Merkelzitat:
"Politik ohne Angst, Politik mit Mut - das ist heute erneut gefragt. Dann wir haben wahrlich keinen Rechtsanspruch auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit. Unsere Werte müssen sich im Zeitalter von Globalisierung und Wissensgesellschaft behaupten. Und wenn sie sich behaupten sollen, dann müssen wir bereit sein, die Weichen richtig zu stellen. Auch da sind wieder Widerstände zu überwinden."
Zitatende
Frau Dr. Angela Merkel in Ihrer Rede am 16.06.2005 zum 60-jährigen Bestehen der CDU

Diesen Satz finde ich unglaublich! Naja! Weis man wenigsten, womit man es zutun hat!?!

Wie Frau Merkel die "Weichen" stellen will, wird aus ihrer Rede in Davos deutlich - weil noch nicht alle europäischen Staaten bereit sind, die neoliberale deutsche Arbeitsmarktderegulierung in Form von Minijobs, Dumpinglöhnen, Ausweitung der Zeitarbeit, Senkung der Reallöhne und Enteignung der Arbeitslosen und so weiter und so fort 1:1 umzusetzen, benötigt Frau Merkel den "Druck" der hohen Arbeitslosigkeit:
"Auf der anderen Seite ist die politische Erfahrung, dass für politische Strukturreformen oft Druck gebraucht wird. Zum Beispiel war auch in Deutschland die Arbeitslosigkeit auf eine Zahl von fünf Millionen Arbeitslosen angestiegen, bevor die Bereitschaft vorhanden war, Strukturreformen durchzusetzen."

Auf klardeutsch ausgedrückt: Frau Merkel benötigt in ganz Europa hohe Arbeitslosenraten, um die neoliberalen "Strukturreformen" deutscher Prägung in ganz Europa endlich flächendeckend umzusetzen, zum Wohle der Konzerne, der Aktionäre und der Banken. Je höher die Arbeitslosigkeit, um so eher sind die modernen Arbeitssklaven bereit, sich für Hungerlöhne profitmaximierend ausbeuten zu lassen, damit die Gewinne der Konzerne steigen. Je mehr Arbeitsplätze "abgebaut" werden, umso höher die Boni der Manager und der Aktienkurs der Konzerne.


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