Mittwoch, 19. September 2012

Das Glühbirnenkartell


Das Glühbirnenkartell
17.09.2012, 11:29 Uhr | Spiegel Online

Adieu, geliebte Glühbirne! Jetzt kommt die kalte Energiesparlampe. Und wem haben wir das zu verdanken? Einem geheimen und geldgierigen Leuchtmittel-Bündnis. Das jedenfalls ist eine der vielen Verschwörungstheorien, die in der Wirtschaft hartnäckig kursieren. Was steckt hinter der Geschichte?

Die These
Dass auf dem europäischen Kontinent bald nur noch grau-blaues, deprimierendes Licht von allen Wohnhaus- und Bürodecken aus scheußlichen Kompaktleuchtstofflampen funzelt, verdanken wir einem Komplott der Leuchtmittelindustrie. Diese kapitalistische Gruppe hat sich nämlich schon vor Jahrzehnten zusammengetan und zuerst Thomas Edisons geniale Erfindung dank einer eingebauten Maximallebensdauer sterblich gemacht: Nach 1000 Stunden Brenndauer sollte der Wolframdraht - mit einem kleinen "Knack" - verlöschen.
Die endgültige Todesstunde für die Glühbirne aber schlug erst in den Achtzigern und Neunzigern, als die schlauen Asiaten damit anfingen, ultrabillige und extrem zuverlässige Birnen auf den europäischen Markt zu werfen und für eine echte Konkurrenz zu sorgen. Da ließ sich die europäische Industrie angeblich die Sache mit dem Klimakiller einfallen: Die Glühbirne, so die Idee (bei der im übrigen die Grünen, Greenpeace und sogar die Uno mit der Industrie unter einer Decke stecken sollen), sei nichts als ein purer Energiefresser, der vor allem der Raumerwärmung diene.
Und schwupps - welch' Wunder - hatten Konzerne wie Osram, Philips und Co. das Gegenmodell parat: die Kompaktleuchtstofflampe. Die Unternehmen nannten die Dinger zwecks besserer Vermarktung schnell noch Energiesparlampen, und dann begann der Feldzug des eckigen Ungetüms gegen die perfekt gegossene Glühbirne.
Ihren bislang größten Erfolg feierte die gierige Industrie übrigens, als sie die EU-Kommission von einem Glühbirnenverbot überzeugen konnte - und just nach dessen schrittweiser Umsetzung die Preise für ihre neuen Lampen kräftig raufsetzte (offiziell begründete sie dies natürlich mit steigenden Rohstoffpreisen).

Was steckt dahinter
So absurd einfach das alles klingen mag: So ist es auch. Tatsächlich hat es seit 1924 das Phoebus-Kartell der führenden Glühlampenhersteller gegeben. Von einem großen Teil der Industrie wird sogar zugegeben, dass die von ihr produzierten Edisonschen Birnen nicht länger als 1000 Stunden brennen sollen. Sie begründet das natürlich anders: Ab 1001 Stunden sei die optimale Lichtausbeute nicht mehr gewährleistet (Wer's glaubt...).
Das Phoebus-Kartell soll dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sein. Die Glühlampenliebhaber und Kapitalismusgegner glauben, dass es noch heute existiert. Mit der Beweisführung wird es in diesem Punkt allerdings schwieriger. Einigen reicht schon die Gründung der Vereinigung der Europäischen Lampenindustrie (ELC) im Jahr 1985 als Indiz.
Interessanterweise wurde nämlich im gleichen Jahr die Kompaktstoffleuchte auf den Markt gebracht. Aber für eine ursächliche Verbindung zwischen den Geschäftsinteressen der Lampenlobby und dem Aus für die Glühbirne gibt es keinen Beleg.

Und wenn es doch wahr wäre?
Wir wissen nun, dass es das Glühlampenkartell tatsächlich gab. Hätte es niemals existiert, leuchtete der Edinsonsche Dauerbrenner wohl immer noch von jeder europäischen Zimmerdecke - und dies bis in alle Ewigkeit. Die garstige und giftige Energiesparlampe hätte gegen solche genialen Erfindungen keine Chance.
EU-Zollbeamte könnten sich um Schmuggelware wie Zigaretten oder DVD-Player kümmern, statt verbotenerweise eingeführte Glühlampen-Schätzchen zu vernichten.

Interressant ist, dass immer, sobald etwas gegen die Industrie und dem Märchen vom immerwährenden Wachstum vorgebracht wird, ganz schnell von Verschwörungstheorie gesprochen wird.

Am schlimmsten ist dabei, dass diese Regierungsdarsteller mit der Wirtschaft gemeinsame Sache machen und obwohl sie einen Eid darauf geschworen haben, alles zum Wohl des Volkes zu tun, sich nicht nur von diesem Volk fürstlich entlohnen lassen sondern auch noch die Gesetze derart verfassen lassen, dass das Volk von der Wirtschaft gefahrlos abgezockt werden kann.

Alles was die Wirtschaft macht ist in ihren Augen heilig, dagegen darf man nichts sagen und schon gar nicht widersprechen, sonst ist man ein Verschwörungstheoretiker.
zwei  Kommentare zum Artikel:

Franz schrieb: am 17. September 2012 um 18:03:01
Abzockerland per Gesetzgebung
Derselbe Trick wendet die Pharma-Industrie bei der saisonalen Grippeimpfung an. Nur, dass man beim Bürger hier Ängste schürt und dann kräftig abkassiert - für ein Jahr, dann muss man sich ja wieder neu impfen lassen - und zahlen. Bei den Glühbirnen haben sie es sogar geschafft, die Gesetzgebung ins Abzockerboot zu holen. Es wird immer gräuseliger in diesem Lande!!!

Ongobongo schrieb: am 17. September 2012 um 17:58:40
Glühbirnen
Es ist doch wie mit dem Wasser. Wir verbrauchen weniger, also muß der Preis erhöht werden, damit die Wasserwerke auf ihre Kosten kommen. Wenn wir jetzt Strom sparen, wird er teurer. Wenn wir kleine Motoren in den Autos haben, wird der Sprit teurer. Wenn weniger geraucht wird, wird der Tabak teurer. Wenn wir mehr Margarine essen, wird die Butter teurer. Und für alles hat die Regierung eine Erklärung. Für wie blöd hält man uns eigentlich? Aber ich glaube, wir sind wirklich alle blöd.

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